Akzeptabel bis richtig gut – Die Versuchung im Kleintheater

Zum sechsten Mal, jeweils an sechs Montagen im Januar und Februar, geht die «Versuchung» über die Bühne. Dem mutigen Gast wird im Kleintheater viel Kleinkunst geboten, die nicht immer demselben Qualitätsanspruch entspricht. Doch dass dies nicht im Schlamassel endet, dafür Sorgen die beiden Gastgeber Dr. Wagner und sein affiger Kollege Schimpanso.

Zuerst musste ein Moderator her. Schimpanso und Dr. Wagner (Splätterlitheater) starteten einen Aufruf ins Publikum. Es meldete sich Reto Bernhard, der eigentlich selber eine Darbietung aufführen wollte. So war er sichtlich überrascht, von den beiden Gastgebern als Moderator auserkoren zu werden, obwohl er als genau das im Programm aufgelistet war. Der sichtlich nervöse Bernhard startete den Reigen der Darbietungen mit Nuttini*, der zwei Zaubertricks mit Hilfe eines Seils präsentierte, dass es einen auch ohne Erfahrung mit dem grossen Zauberkasten von Ravensburg kalt liess. Da half auch seine rote Clownnase nicht weiter. Wer ihn buchen möchte, kann dies auf nuttini.ch tun. (Aber nicht mit .com am Ende, wie er süffisant anfügte.) Dass ihn niemand ausbuhte, war wohl dem niedrigen Alkoholpegel im Publikum zuzuschreiben. Bernhard, immer noch sichtlich nervös, bat den nächsten Gast auf die Bühne. Es war Feri der Abwart. Der war richtig lustig, obwohl er eine ganz abgelutschte Emil-Nummer abzieht – mit breitem Luzerner Dialekt. Aber was er erzählte, war wirklich pointiert. So zum Beispiel, dass die Amerikaner eine schwarze First Lady haben und die Franzosen eine Bruni. Ich find den Toll. Obwohl, am gestrigen Abend fand ich den noch lustiger. Es folgte ein älterer Sänger namens Don Vito* mit einer grandiosen Fassung von Dean Martins Klassiker «That’s Amore». Trotz Erkältung klang das Stück absolut Hochzeitsfesttauglich. Seine Begleitung am Flügel liess beim zweiten Stück dann und wann einen Flamingo nachahmen. Dieses Glucksen belustigte das Publikum ungemein. Schimpanso wurde ganz «giggerig», denn zwei junge Damen betraten die Bühne. Die beiden vom Duo Nasal* betrieben eine Art Ursus-und-Nadeschkin-Humor. Ihre vorgetragene Märchengeschichte bot viel Hektik und Sprachwitz – doch nach einer gewissen Zeit freute man sich auf das Ende. Zu guter Letzt war der Nachwuchskabarettist Michael Elsener mit einer Nummer dran, die er für ein deutsches Publikum schrieb. Es waren sinnige Gedanken und Pointen, die sich um das Thema Schweiz und deren Beziehung zu Deutschland bezog. Leider habe ich keinen Witz mehr im Kopf, aber es war wirklich sehr clever. Ich denke, das ist jemand, von dem man noch hören wird. Im zweiten Teil folgte ein Kabarettkollege von ihm, der nach Elseners Erklärungen für eine wissenschaftliche Forschungsarbeit von ihm herhalten muss. Er bat das Publikum, bei Sergio Sardellas Witzen mehr zu lachen, da dies alles auf Video aufgenommen wird und für Youtube weiterverwendet wird. Das Publikum machte darum mächtig Stimmung, obwohl sich viele Pointen der alten Geschlechterklischees bedienten. Dass Frauen nur Schuhe im Kopf haben, das tischt uns nicht mal mehr der Mario Barth auf. Der Abend war unterhaltsam – und bis auf Nuttini den Zauberer wurde Akzeptables bis wirklich richtig Gutes geboten. Das fanden auch Schimpanso und der Dr. Wagner, die das ganze Programm zusammenhielten und dem Abend eine humoristische Kontinuität verliehen, die es auch verdient hat. Wer nichts versucht, der gewinnt nichts, kann man da nur sagen. * fiktive Namen

Nächste Daten, jeweils MO 20 Uhr im Kleintheater: 11, 18. und 25. Januar sowie 1. und 8. Februar