500 Days Of Summer oder 500 Tage bis zur Erkenntnis

Am Donnerstag wird «500 Days Of Summer» mit der bezaubernden Zooey Deschanel im Kino Bourbaki Premiere feiern. Ein erlauchter Kreis Cinephiler durfte den Film schon am Dienstag vorvisionieren. Exklusiv, für sechzehn Stutz.

Diese Situation haben Sie sicher auch schon mal erlebt. Sie benutzen den Lift auf dem Weg zu Ihrem Arbeitsplatz und hören mit ihrem Kopfhörer laut Musik. Im idealfall The Smiths. Da kommt ihre neue Arbeitskollegin in den Lift. Unter uns gesagt die heisseste Braut in der ganzen Firma. Deine Kopfhörer beschallen den Raum. Auf einmal sagt sie: «The Smiths. Ich liebe The Smiths», und beginnt den Song mitzusingen. Wow, Volltreffer!

Das denkt auch der Protagonist Tom Hanson (Joseph Gordon-Levitt). Doch halblang, das ist gar nicht der Anfang der Geschichte. Wir haben's hier um Himmels Willen nicht mit einer konventionellen Hollywood-Lovestory zu tun. Am Anfang der Geschichte steht das Ende der Geschichte. Oder präziser, das Ende der Liebesgeschichte. Die Beziehung, die so gut begonnen hatte, ging in die Brüche. Tom ist tief deprimiert und schlägt sein Geschirr zu Boden. Seine beiden besten Freunde rufen seine jüngere Schwester zu Hilfe. Rachel (Chloë Moretz) ist etwa zwölf Jahre alt und eine Mischung aus Neunmalklug, Laienpsychiaterin und Sexualpädagogin, halt wie präpubertierende nun mal sind. Doch herzig ist sie allemal. Es folgen Zeitsprünge die abwechselnd den Werde- und Niedergang dieser Beziehung aufzeigen. Chronologisch durch die Angabe des Tages gekennzeichnet. Schon früh im Film erfährt man, dass die Beziehung in die Brüche ging, weil Summer Finn (Zooey Deschanel) nicht an die grosse Liebe glaubt. Denn als emanzipierte, junge Frau möchte sie keine feste Bindung ins Auge fassen und ihre Unabhängigkeit bewahren. Und ja, sie ist ein Scheidungskind. Anders Tom. Er glaubt an die grosse Liebe. Einmal Hals über Kopf verliebt in die schöne Summer, scheint er je länger je mehr irritiert von ihrer Haltung. Doch sie kann ihm dieses Eingeständnis der gegenseitigen Liebe nicht geben. Es kommt zum Bruch. Und bei ihm zur Krise. Als sie dann kurze Zeit nach der Trennung einen anderen heiratet, versteht er die Welt nicht mehr. Tom schmeisst seinen Job hin, um sich als Architekt zu verwirklichen. Dass der Film den Zufällen eine grosse Gewichtung schenkt, zeigt die zweitletzte Szene (und die letzte eigentlich auch). Tom sitzt an seinem Lieblingsplatz im Park, den er sehr schätzt, da er dort eine gute Aussicht auf architektonisch interessante Bauten hat. Da kommt Summer um die Ecke, sie wusste ja dass er am ehesten hier zu finden war. Sie erklärt ihm ihren Sinneswandel in Beziehungsfragen, die zur raschen Heirat mit einem anderen Mann führte. Sie revidiert ihre Ansicht, dass es keine wahre Liebe geben kann. Sie geht sogar so weit, dass die Liebe vorbestimmt ist, dass nicht der Zufall entscheidet, sondern das Schicksal. Die Begründung, so simpel wie einfach. Sie lernte ihren Mann in einem Kaffe kennen, als er sie auf ihre Lektüre von «Das Bildnis des Dorian Gray» ansprach. Ein Schlag ins Gesicht von Tom, der doch in ihrer Liebe zueinander das Schicksal als Bote des Glücks empfand. Letzter Akt. Tom geht zum Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Architekt. Im Warteraum sitzt eine junge, schöne Frau. Den Rest können sie sich ja in etwa denken. Nun gut, ich erzähle weiter. Sie scherzen kurz miteinander. Es kommt ans Tageslicht, dass sie ihn schon mal an seinem Lieblingsplatz im Park sah und ja, das sie diesen Platz auch sehr mag. Er wird zum Vorstellungsgespräch gerufen. Beim Weglaufen kommt er zur Erkenntnis, dass dies ein Zufall ist und er diesen Moment nutzen muss. Also fragt er die junge Dame, ob sie mit ihm nachher einen Kaffe trinken geht. Die Dame gibt ihm eine Absage, da sie verhindert sei. Bei mir schrillen alle inneren Alarmglocken. «Ich will mein Eintrittsgeld zurück!!!», würde ich am liebsten nach vorne zur Leinwand schreien. Doch die junge Frau hat Erbarmen mit ihm (und mir). Nach kurzem Überlegen sagt sie ihm doch zu. Noch mal Glück gehabt. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=PsD0NpFSADM[/youtube] So geht das manchmal. Da glauben die einen an Zufall, die anderen an Schicksal. Was nun richtig ist, kann auch «500 Days Of Summer» nicht ergründen. Doch das muss dieser Hollywoodfilm mit Indie-Attitüde auch nicht, liefert er doch eine Menge Szenen, die äusserst amüsant daherkommen. Am besten ist die Szene als Tom nach dem ersten Sex mit Summer mit einem riesen Smile durch die Strassen läuft. Die Leute nicken ihm zu, schütteln ihm seine Hände, sie beginnen alle zu tanzen. Am Schluss fliegt noch ein animierter Singvogel (ca. Bambi 1942) auf seine Hand. Das ist absurder, origineller Humor. Was auch sehr zu gefallen mag, ist die nonlineare Erzählstruktur. Und ja, eine Zooey Deschanel als Hauptfigur in einem Film zu haben, ist schon die halbe Miete, was sicher auch der Regisseur Marc Webb nur zu gut weiss. Gesamtfazit: Für passionierte RomantikerInnen bestens geeignet – und mit Begleitung umso mehr.