2 Luftballone für Bitxidenda – Das Fest im Sedel

Die Luzerner Kulturmafia Bitxidenda wurde dieses Wochenende zwei Jahre alt. Anlass genug, um den Sedel einzunehmen und das Wochenende zu feiern. Ein schöner Geburtstag, mit Essen, Musik, Superstars und Drehrädern.

(Von Nina Laky)

Bitxidenda organisiert seit zwei Jahren in und um Luzern Konzerte und Partys und betreibt nebenbei einen kritischen Blog hier. Dank Anlässen im HC/Punk, politischem Hiphop und Mestizo sorgte Bitxidenda in den letzten Monaten dafür, dass die Luzerner Kulturlandschaft nicht noch mehr im seichten Einheitsbrei versinkt. Dass das Publikum und die Freunde des Bitxidenda-Trios dieses Engagement zu schätzen wissen, zeigte das Festival dieses Wochenende aufs Schönste.

Der Freitag – Multikulti-Country-Balkannight Für den Freitag holte Bitxidenda den Superstar-DJ Shantel ins Haus. Dazu Malavita aus Italien, Bosnien, Serbien und Holland. Ihr Konzert war der genau richtige Anfang für diesen Abend, mit ihrem Polka-Punk brachten sie das Publikum schon vor Mitternacht zu tänzerischen Eskapaden. Dann kam Stefan Hantel auf die Bühne. Ja, richtig gehört. Dass er sich Shantel nennt, hat also einen guten Grund. Dass der Herr mit den gewissen Allüren sich im Sedel wohl fühlte und blieb und auflegte bis ganz früh morgens, verdient ein grosses Lob an die Veranstalter. Anscheinend sei er nicht gerade der Einfachste, sagt man sich, trotzdem stand er stundenlang gutgelaunt auf der Sedelbühne hinter dem DJ-Pult (welches genau 80 cm messen musste, sagte man sich). Die Songs, welche er spielte, dauerten bisweilen um die 15 Minuten, was man hier so gar nicht kennt, aber in den angesagtesten Clubs wahrscheinlich gang und gäbe ist. So tanzte sich das Publikum, welches kaum noch Platz fand, in Ektase. Währendessen spielte DJ Wyoming vierminütige Country-Lieder im Dachstock des Sedels, in der Tiki-Bar. Auf eine romantische Disko hatte das Volk aber wohl keine grosse Lust. Nachdem Ophelia's Iron Vest zwei Sets im Dachstock spielten und ihre Zuhörerinnen und Zuhörer zum mitsingen und -wippen bewogen, schwirrten alle aus, nach unten. Oben blieben also ein oder zwei...- ich korrigiere: vier bis sieben Liebhaber des guten alten Countrys oder Bruce Springsteens. Der Freitag war ausverkauft.

Der Samstag – Vier Bands, ein Geschrei Wo man am Freitag fast kein Durchkommen mehr fand, war am Samstag viel Platz. Play To Destroy, Seed Of Pain, Dead Verse und Fall Apart spielten auf. Ihr Set dauerte nicht zu lange, was den Ohren schmeichelte. Die Aggression gewisser Songs empfand man zuweilen als befreiend, zuweilen als nervig. Der Abend tat der Seele gut, obwohl man nicht selber gebrüllt und geschrien hatte, fühlte man sich wie nachdem man mal wieder so richtig was zusammengeschlagen hat. Sowas kam gestern aber nicht vor, eine HC-Show ohne Verletzte, ausser ein blaues Auge hat man nirgends ein Bobo gesehen. Im Gegenteil, die Bands hatten selbst Spass, was auch wieder der Organisation und der Stimmung, welche die Veranstalter an den Tag legten, zuzuschreiben ist. Der Saal war für zwei Tage lang mit Tierlogos dekoriert. Dass man im Sedel auch eine Kuh sah, war lustig, weil doch gerade am Samstag der Muh-Tag in Luzern stattfand. Aber nicht vom Thema abweichen. Eine Frage blieb für zwei Tage ungeklärt: Warum geniessen Glücks-und Drehräder seit geraumer Zeit wieder grosse Beliebtheit? Der Inbegriff von bürgerlichem Spielspass wurde zwar in einen anderen Kontext gesetzt, doch das Prinzip (drehen und gewinnen/verlieren) ist doch jedesmal das Gleiche. Das Bitxidenda-Glücksrad wurde aber mehrmals pro Abend gedreht, schenkte, wenn man Glück hatte, Süssigkeiten und Tonträger.

Ein zweitägiges Festival ist zu Ende, der Aufwand war riesig, der Ertrag hoffentlich ebenfalls. Bitxidenda sind kritische Schöngeister, welche ihre Gäste – seien es Bands, DJs oder das Publikum – bestens zu bewirten und zu unterhalten wissen. Und das ist äusserst intelligent. Vielleicht sollte man im Sedel aber halt einfach einen Lift in die Tiki-Bar rauf bauen.