10 Jahre Treibhaus!, Teil 2: Liebes Treibhaus…

Treibhaus Luzern, 02./03.05.2014: Drei fantastische Tage Jubiläum feiern, aber zugleich frischer als je zuvor wirken. Da möchte ich dir mit diesem Artikel fast nur gratulieren. Und gleichzeitig einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart sowie Zukunft werfen. Aber wie man das unter guten Freunden macht, wollen wir ehrlich zueinander bleiben.

Damals…

Wer die Kantonsschule Alpenquai besuchte, kannte ihn: Den Weg zum Solomarkt, jenen Pfad Richtung Ernährungsalternative. Viel Pizza für wenig Geld – Adieu Mensa. Einfach am VBL Depot vorbeilaufen et voila. Aufmerksame Kantischüler bemerkten in dessen Nähe anno 2003/2004 eine Baustelle, aus der sich ein ganz spezieller Ort entwickelte. Treibhaus wurde das Gebäude, wurdest DU genannt, warst und bist Jugendhaus, Veranstaltungsort, Bar, Restaurant sowie Erbe des Werkhofs. Deine leuchtend grüne Farbe (Grüsse an den FC Kickers Rasen gegenüber) wirkt nach wie vor peppig-frisch, bietet gar ein Augenschmaus-Spektakel in Kombination mit dem blauen Theater Pavillon Spielleuten.

Die wirklich prägenden Erfahrungen fuhren dann ein paar Jahre später ein. Nebst dem Sedel hast du immer das spannendste Alternativ-(Musik)programm geboten. Lokale Helden, internationale Perlen, inzwischen legendäre Partyreihen: Wir jungen Schnaufer verbrachten eine gute Zeit. Stets wurden wir und überhaupt alle, die was organisieren oder einfach nur einen guten Abend erleben wollten, von dir mit offenen Armen empfangen. Dadurch entstand jene warme Atmosphäre, die den Geist der Boa sowie deinem Vorgänger weitergetragen hat. Bands, Besucher, Barreisende: Am Schwärmen über Ambiente, Essen, Sound. Wo Stimmung, da Geschichten. Für die warst du immer gut. Gerissene Bänder an Punkkonzerten, mit Fans kopulierende Musiker unter der Backstage-Dusche oder Spass in der Hängematte: Deine (ehemaligen) Aktivisten erzählen gerne davon. Überhaupt, die damalige Garde. Bekannte Gesichter des Luzerner Nachtlebens, welche dir grösstenteils bis heute die Treue wahren und gerne für eine Weihnachtsfeier oder ähnliches zurückkommen. Martial, Camilo, Julio, Hänni, Pablo, Romi, Stef, Sofie, Tom, Sile, Fesch, Höfe, Manu, Mäsi, Janine, Mario und und und sorgten als Barkeeper, Booker, Zivi, Veranstalter, DJs oder Wirt für geschichtsträchtige Furore, prägten dich und somit mich. Das ist heute noch spürbar.

Heute!

Denn hier gelangen wir an die Rekapitulation der vergangenen beiden Nächte deiner dreitägigen Geburtstagsfeier. Der Donnerstag wurde von Kollegin Bonetti bereits dokumentiert. Konzentrieren wir uns also auf die Episoden Konzert und Party am Freitag sowie Samstag. Ehrlich gesagt: Beim instrumentalen Musikaufgebot hättest du dir ein wenig mehr Mühe geben dürfen. Kapoolas aus Basel, Illeist Collective aus Bern und die Band Baby Genius als lokaler Vertreter, der eine Woche zuvor die Platte in der Schüür taufte... Naja. Für ein Lokal des Kalibers Treibhaus, das Bands wie Efterklang, Herr von Grau oder Balthazar entdeckte, ein wenig schwach. Wäre doch knackig gewesen, eine internationale Perle, reformierte Truppe (okay, hatten wir mit Japrazz schon) oder sogar eigenes zusammengestellte Treibhaus Hauskapelle zu präsentieren. Was natürlich nicht heissen soll, dass die Gigs schlecht waren.

Im Gegenteil: Illeist Collective überzeugten mit ihrem tanzbaren, ein wenig an Muse erinnernden Electro Trip-Hop. Das Publikum feierte. Ähnliche Szenen bei Baby Genius. Der lüpfige Pop/Rock animierte zum Schwelgen, machte gute Laune, verstrahlte Wärme. Inklusive Fötzelbombe. Kapoolas haben wir hingegen verpasst. Trotzdem: Die vergleichsweise dünnste Besucherzahl der drei Abende sagt genug aus. Tags drauf hast du nämlich gezeigt, wie's richtig geht. Man möchte dein Hirn im obersten Stock küssen. Bravo Hits im Aktionsraum, Neustadtmusik im Barbereich und ein Hip-Hop-Floor (u.a. mit Kackmusik) im Backstage.

So proppenvoll habe ich dich seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Gar stand man kurz davor, keine Besucher mehr rein lassen zu können. Fantastisch! Erfreulicher Fakt am Rande: Die Gäste waren nicht nur übliche Kulturkuchen-Verdächtige. Deine intensive Werbeaktion hat gewirkt: Aus allen Bereichen der Stadt pilgerten teils noch nie gesehene Personen zum Feiern. Der ständige Vorwurf, im Treibhaus wären nur Kinderfeste, wurde an dem Abend hoffentlich endgültig abgeschafft. Was für eine Party. Tanz und Spass auf allen Floors. WOW. Ich bin immer noch begeistert. Sogar Securities hast du dir seit langem wieder einmal für eine Nacht erlaubt. Durchsucht werden im Treibhaus? Good old times. Dass diese aber ein Mitgrund waren für den rigorosen Schluss um vier Uhr morgens? Schade. Sehr schade. Eine Stunde mehr hätte drin gelegen. Stadt, Regeln, Fitness, kippende Stimmung etc. hin oder her. Vermutlich liegt der Frust aber daran, dass die Fête halt schon schampar gut war. Weck gefälligst den Punk in dir beim nächsten Mal bitteschön!

Morgen?

Und hier schliessen meine Wünsche für die kommenden zehn Jahre an. Ein bisschen mehr Mut, ein bisschen mehr Frechheit, ein bisschen mehr hinstehen und stolz verkünden: Ich bin Treibhaus! Du hast mit drei Tagen Jubiläumfest dem Luzerner Ausgängler bewiesen: Hier kannst du hinkommen. Konzerte hören. Feste feiern. Und vor allem eine richtig gute Zeit geniessen. Diesen Spirit aufrecht zu erhalten, ja sogar auszubauen erfordert weiterhin Kraft, Aufwand und Leidenschaft. Aber das schaffst du. Locker. Vor allem dank deinen schönen und tollen Mitarbeitern mache ich mir keine Sorgen. Denen muss man nämlich den grössten Respekt zollen. Zuerst in Eigenregie den Garten grandios konzipieren und anschliessend in solch kurzer Zeit (knapp einer Woche) umbauen? Verdient bereits grossen Applaus. Dann aber nur wenige Tage später in nahezu vollständiger Zahl drei Geburtstagstage am Stück die Bar zu bewirtschaften, zu putzen, präsent zu sein und schlichtweg zu krampfen, damit die Besucher Party machen können? LIEBE!! Treibhaus, ganz im Ernst: Wer solche Mitarbeiter hat, wird auch die Zukunft erfolgreich stemmen können. Vielleicht als Verein? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

 

10 Jahre Treibhaus!, Teil 2: Liebes Treibhaus…

02. & 03.05.2014: Drei Tage Jubiläum feiern. Lago mio. Da möchte ich am Tag drauf nur noch ein kleines Gläschen auf dich heben. Und mit dir einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werfen. Aber wie man das unter guten Freunden macht, wollen wir ehrlich zueinander bleiben.

 

Von Stoph Ruckli