Und dann: URKNALL!

Chäslager, Stans, 19.04.2019: Was ist Zeit? Wie spüren wir Zeit? Was macht Zeit mit uns? «Fluctus» schafft im Rahmen des Kulturprojektes «Die andere Zeit» der Albert Koechlin Stiftung ein Stück, das sich auf interdisziplinäre Weise dem Phänomen Zeit annähert und sich mit der Zeitwahrnehmung im Alltag auseinandersetzt.

Bilder: Susanne Hofer

Eine tickende Bombe, ein Fehlstart, es bleibt keine Zeit mehr... Doch warte, die Bombe kann sprechen und philosophiert über die Existenz der Welt an sich. Und dann: URKNALL! Das Stück von Fluctus hat begonnen und präsentiert während knapp einer Stunde in Form eines musikalischen Theaters mit bewegten Bildern eine Auseinandersetzung mit der Zeit an sich.

Die drei Musiker waren völlig in ihrer Welt. Ungewohnte Taktarten, über die man als Zuhörer*in beinahe stolperte, lösten sich intuitiv von ihren Fingern und wurden durch den Raum getragen, prallten an den Wänden ab und umhüllten schliesslich das ganze Schauspiel. Doch die Musik war nicht einfach begleitend, sondern nahm einen eigenen, wichtigen Part ein. Immer wieder gab es konzertartige Einlagen, während denen sich das Publikum zurücklehnte, lauschte und die Klänge auf sich wirken liess. Hinter den Musikern befanden sich drei lange Leinwände, auf die während der Vorstellung verschiedene filmische Ausschnitte projiziert wurden, welche das gespielte und musizierte visuell ergänzten. Die Trennung in drei einzelne Bilder schaffte dabei einen spannenden Effekt der Unterteilung des Sichtfeldes und nahm die Form der drei Musiker und der drei Schauspieler*innen in sich auf.

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Letztere setzten sich in ihren Szenen mit verschiedenen Themen der Zeit auseinander. Philosophisch tiefergehende Texte wurden abgelöst durch einfache, humorvolle Anekdoten aus dem Leben, mit denen sich die meisten identifizieren können. Mal verfolgte das Publikum gespannt die einander unterbrechenden Monologe dreier Zeitforscher*innen, die alte sowie neuere Ansätze der Zeitwahrnehmung vortrugen. Mal lockten amüsante Szenen Lacher hervor. Der stetige Wechsel zwischen tiefgehenden Fragen des Lebens und den auflockernd gesprochenen sowie gesungenen Geschichten aus dem Alltag vermochten die Zuschauer*innen abzuholen und sanft durch das Stück zu tragen. Mit Natürlichkeit und Authentizität erzählten die Schauspieler*innen die Szenen eher, als dass sie sie vorführten.

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Ueli Blum, der Autor sowie Regisseur des Stücks, entwarf verdichtende Texte, die die einzelnen Szenen der Schauspieler*innen mit mehreren Zeitthemen auf einmal füllen. Während des Prozesses der Entstehung des Stückes mussten die Texte immer wieder verändert und angepasst werden, um Einklang zwischen den Mitwirkenden zu finden. Das musikalisch, filmisch und szenisch umgesetzte Stück durchbrach immer wieder seine verschiedenen Ebenen. Die Musiker sprachen die Texte der Schauspieler*innen mit, die Schauspieler*innen beobachtetn fasziniert die bewegten Bilder auf den Leinwänden, dann wiederum begleiteten feine Töne eine gespielte Szene im Vordergrund. Sanft verflossen die verschiedenen Ebenen ineinander, interagierten und ergänzten sich und standen doch für sich selbst als Ganzes. Die Herausforderung dieser Anpassungen aneinander hatte das Team der Kunstschaffenden wunderbar gemeistert. Die Interaktionen wirkten echt und fügten sich fliessend in das Spiel ein.

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Fluctus hat sich speziell zu diesem Projekt zusammengefunden. Bestehend aus drei Musikern, drei Schauspieler*innen, einer Videokünstlerin und einem Autor/Regisseur, setzt sich Fluctus in verschiedenen Weisen mit dem Phänomen Zeit auseinander. Das Endprodukt: ein Stück, das sich mit Klang, Schauspiel und bewegten Bildern dem Erleben und Sein von Zeit annähert.

Fluctus
MI 24. April bis SA 27. April, jeweils 20 Uhr
Theater Pavillon Luzern

Spiel: Franziska Senn, Reto Baumgartner, Lilian Naef
Musik und Piano: John Wolf Brennan / Saxophone, Oboe, Englischhorn: John Voirol / Schlagzeug: Marco Käppeli
Bühnenbild und Video: Susanne Hofer
Skript und Regie: Ueli Blum  

Das Projekt Fluctus wurde im Rahmen des diesjährigen Innerschweizer Kulturprojektes der Albert Koechlin Stiftung (AKS) realisiert. Zum Thema «Die andere Zeit» entstanden und entstehen an verschiedenen Standorten in der Zentralschweiz Kulturproduktionen in unterschiedlichen Bereichen der Kunst und Kultur.  Das Kulturprojekt läuft vom 16. April bis zum 29. Mai.

Die Rezension gefällt? Hier gibt's alle Texte von Daria Wechsler!